Samstag, 31. August 2013

Osteuropatour 7. Etappe

Inzwischen, Samstag, 31.8.2013, haben wir 530 km in Ungarn geradelt und die Grenze nach Rumaenien ueberschritten. In Arad, der ersten groesseren rumaenischen Stadt, haben wir fuer heute einen Ruhetag eingelegt.
Aber diesen Blog will ich nochmals Ungarn widmen, das uns sehr gefallen hat. Nach dem gebirgigen Teil im Buekk-Gebirge am Anfang hatten wir, entlang der Theiss und spaeter in der Pusta, nur noch Flachland zu bewaeltigen, einmal fuhren wir ueber 100km am Tag. Das Wetter war meist angenehm, meist bewoelkt, oft sonnig, selten Gewitterregen. Toll sind die vielen reifen Pflaumen am Wegesrand, was koennte man da Schnaps draus machen (was natuerlich auch geschieht, einigen davon haben wir zu kosten bekommen).
Natuerlich mussten wir ueber Kecskemet fahren, die Partnerstadt von Ruesselsheim, und nahmen dafuer einen Umweg in Kauf. Fuer mich war es ein Wiedersehen, denn ich war schon 2-mal hier, Anfang der 90er Jahre im Rahmen einer Bio-Fortbildung und mit einer Delegation des Ruesselsheimer Naturschutzbeirates. Und tatsaechlich, wir haben seitlich vor dem Rathaus die Silberlinde wiedergefunden, mit Hinweisschild, die wir damals, 1993 (Wahnsinn, so lange ist das schon her), gepflanzt haben.
Kecskemet hat uns sehr gut gefallen und sich seit damals auch kollosal entwickelt. Es ist das Zentrum des ungarischen Jugendstils, verfuegt ueber zahlreiche Gebaeude in diesem Stil, erbaut um die Jahrhundertwende 19./20. Jh. alle in Top-Zustand. Und das gilt fuer das gesamte Stadtzentrum. Es war ein Vergnuegen, abends durch diese sehenswerte Stadt zu schlendern. Und diese Stadt, dieses Kleinod mit einem wunderschoenen, neu renovierten alten Gebaeude neben dem anderen, hat sich tatsaechlich Ruesselsheim als Partnerstadt ausgesucht? Wir konnten es kaum glauben.

Noch sehenswerter war Szeged, unserer vorletzten Station in Ungarn.  Auch hier hatte es schoene Jugendstilhaeuser, aber es dominierten repraesentative Gebaeude in Klassizismus und Neobarock, erbaut in der KUK-Zeit. Auch hier alles erneuert und in bestem Zustand, mit breiten Strassen, gepflegten Parks, tollen Cafe-Haeusern im Wiener Cafehausstil. Es war eine ruhige, angenehme, lebendige Atmosphaere, vergleichbar mit einer Universitaetsstadt bei uns. Allerdings, wir wollten natuerlich das weltberuehmte Szegediner Gulasch essen, aber das war eine grosse Enttaeuschung. Selbst in einem einschlaegigen Lokal war es in der Form, wie wir es erwartet hatten, voellig unbekannt.

Vor Szeged waren wir in der Bugac-Pusta, ein steppenartiger Landstrich, ueberwiegend Weideland, mit dem hornbewehrten Zackelschaf, dem Wollhaarschwein (von dem wir natuerlich kosteten) und einer eigenen Rinderrasse. Zentrale Teile der Pusta stehen unter Naturschutz, wir informierten uns ueber Biologie und Geschichte und wohnten einer unverzichtbaren Reitervorfuehrung bei.

Ungarn erschien uns als ein sehr sympatisches Land, mit sehr freundlichen, aufgeschlossenen Menschen, einem auffallend ruhigen Lebensstil. Soziale Probleme, Alkoholismus war fuer uns wenig sichtbar. Gespraeche ergaben aber, dass dies wohl nur die Oberflaeche darstellt. Die wirtschaftlichen Probleme sind gross, bei hoher Arbeitslosigkeit. Der Durchschnittsverdienst liegt netto zwischen 200 und 300 Euro, in vielen Familien helfen Angehoerige, die in Oesterreich oder Deutschland arbeiten, zum Ueberleben. Auch der Alkoholismus und eine sehr hohe Selbstmordrate stellen ein Problem dar. Uns fiel auf, dass neben vielen Autos, wie sie vergleichbar auch bei uns fahren, noch haeufig typische alte Ostblockautos wie Ladas, Trabis oder Wartburgs zu sehen sind. In Tschechien und der Slowakei war dies kaum noch der Fall. Es scheint intensive Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland zu geben, jedenfalls sind uns auffallend viele Deutsche, kaum Touristen, begegnet. Und auch hier wird die Einzelhandelsszene von Marken wie Lidl, Spar, Aldi, Obi usw. beherrscht, damit das wenige Geld, das hier verdient wird, nach Deutschland fliesst













2 Kommentare:

  1. Schön, dass es jetzt mit den Fotos klappt! Ich lese alle Etappenberichte mit großem Interesse! Jetzt seid ihr in Rumänien und ich wäre gerne dabei! Es ist ja die Heimat meines Vaters und ich liebe dieses Land! Ihr müsst unbedingt über Siebenbürgen - oder wenigstens einen Abstecher machen und euch eine Kirchenburg anschauen! Wie ist die Route?
    Dorothea

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  2. Hallo Heiner, während wir uns ducrh den Schulalltag quälen und an der Bürokratie verzweifeln, andererseits aber auch in Berlin waren mit 51 Schülern (nicht 2) die Wahl vorbereiten, etc....finde ich deine Blog sehr interessant und gut zu lesen. Manchmal schaffe ich es (Sonntag)
    Vielen Dank und viele grüße an dich und Thomas
    aus der Heimat

    Manfred

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