Samstag, 21. September 2013

Osteuropatour - 12. Etappe Bulgarien

Sonntag, 15.9.2013. Am Nachmittag kamen wir bei Zimnicea an der Faehre ueber die Donau an. Auf der Faehre waren wir eingezwaengt zwischen zahlreichen LKWs, die ueber mehr als zwei Stunden millimeter-scharf eingeparkt wurden, um moeglichst viele drauf zu packen. Unsere erste Stadt in Bulgarien war dann Svishtov. Wir blieben einen Tag, um uns in Bulgarien zu aklimatisieren. Es ist eine Universitaetsstadt, nicht sonderlich beeindruckend, aber mit sehr vielen jungen Leuten, die schon am fruehen Morgen scharenweise die zahlreichen Cafes bevoelkern (wann studieren die eigentlich?).

Am Dienstag, den 17.9. ging es weiter nach Sueden, 93km ueber eine gebirgige Strecke. Voellig kaputt kamen wir an unserem Ziel an: in Veliko Tarnovo. Dort trafen wir sie, genauer gesagt, sie gabelte uns auf. Rosa. Eine aeltere Dame, ebenso herzlich wie resolut, die ohne weiteres als Kraeuterhexe einem alten Maerchen entsprungen sein koennte. Dem entsprach auch das Zimmer, das sie uns fuer 10 Euro pro Person und Nacht anbot: Klein, vollgestopft mit alten Moebeln und Kruschel, die Waende ueberladen mit Bildern, die ihr Mann Alex, ein Kuenstler, gemalt hatte. Mit ihm bewohnt sie eine winzige Kueche in ihrem Haeuschen, die beiden Zimmerchen daneben vermietet sie an Touristen. Natuerlich gefiel uns das Zimmerchen, wir zogen ein und versuchten, unsere Klamotten irgendwie unter zu bringen. Die Fahrraeder wurden in dem engen Flur deponiert. Aber ansonsten war es urgemuetlich.

Ja, und die beiden folgenden Tage wurden dann von Rosa souveraen kommandiert und organisiert. Sie kannte alles und jeden, wusste, wo wir gut und guenstig essen konnten, bekochte uns selbst sehr lecker, kurierte die Durchfallerkrankung von Thomas mit Kraeutertee und strikten Verhaltensanweisungen und organisierte ein Taxi zu verschiedenen Klostern. So lernten wir in zwei Tagen eine faszinierende Stadt kennen.

Veliko Tarnovo liegt wie angeklebt an den Haengen des Flusses Yantra, der seine Schleifen durch den Ort zieht. Mit uebereinander verschachtelten Haeuschen am steilen Abhang des Flusses, eingebettet in eine weite Huegellandschaft, sieht das sehr malerisch aus. Veliko Tarnovo gilt als eine der schoensten Staedte Bulgariens, sie war vom 12. bis 14. Jahrhundert Hauptstadt, hier wurde 1879 nach der Befreiung von der jahrhunderte-langen tuerkischen Herrschaft die erste bulgarische Verfassung verabschiedet. Sie ist ein Zentrum der bulgarischen Wiedergeburts-Architektur, benannt nach der "Wiedergeburt" Bulgariens nach der Befreiung. Typisch: das Erdgeschoss aus Naturstein, darueber das Stockwerk aus Holz, nach vorne ueberstehend, von kunstvoll gestalteten Holzbalken getragen. Viele solcher historischen Haeuser, manche neu renoviert, andere krumm und schief, halb oder ganz verfallen, geben der Stadt einen besonderen Charme.

Mit Unterstuetzung von Rosa lernten wir die Stadt gruendlich kennen. Wir besuchten die Festung der frueheren bulgarischen Koenige mit der Kirche des Patriarchen auf der Spitze, erlebten abends eine light-show, besuchten Museen, genossen die Cafes der Stadt und fuhren zu vier der zahlreichen Kloster, in denen teilweise noch Nonnen oder Moenche leben. Die Kloester waren eindrucksvolle Gebaeude aus unterschiedlichen Zeiten mit interessanten Ikonen und Wandgemaelden. Aber begeistert haben sie mich nicht: diese orthodoxe Religion wirkt, mehr noch als andere Formen christlicher Religion,  duester, freudlos und lebensfeindlich.

Am Freitag, 20.9. kam dann der Abschied von Rosa. Mit einem deftigen Fruehstueck aus gebratenem Lammfleisch mit gebackenen Eiern und einer herzlichen Umarmung. Wer nach Veliko Tarnovo kommt, dem sei ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit sehr empfohlen: Rosa Grigorova, Mitropolit Panaret Rashev Str. 14.














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