Montag, 23. September 2013

Osteuropatour - 13. Etappe Bulgarien 2

Nach Veliko Tarnovo besuchten wir das Dorf Tryavna, 50 km bei sehr huegeliger Strecke entfernt, bekannt durch seine besonders ausgepraegte und wirklich sehenswerte Wiedergeburts-Architektur. Dann ging es ueber den Hauptkamm des Balkan. Keine Angst, der Pass hatte an dieser Stelle nur 700 Hoehenmeter und war komfortabel zu fahren. Also, die wilden Schluchten des Balkan sind auch nicht mehr das, was sie waren. Und danach empfing uns der Sueden: mit einer herrlichen Toskana-Landschaft, Lavendel-Feldern, Weinbergen, Kirschenplantagen, netten Doerfchen am folgenden Tag in beschaulicher Sonntagsvormittags-Atmosphaere bei strahlend blauem Himmel. Mit dem Wetter hatten wir bisher ueberwiegend Glueck, toi, toi, toi.

Unsere naechste Station war die Stadt Sliven. Mehrfach und eindringlich waren wir vor den grossen Gefahren gewarnt worden, die uns hier erwarten wuerden. Sliven sei naemlich ein Zentrum der Gypsis, also der Roma, die es hier zuhauf gebe und die alles stehlen wuerden, was nicht niet- und nagelfest sei, mit Vorliebe gute Fahrraeder und anderes Equipment deutscher Radtouristen. Bisher hatten wir die Romas als buntes, sympathisches Voelkchen kennen gelernt, bestenfalls mit der unangenehmen Eigenschaft, dass sie haeufig betteln. So fuhren wir denn mit geschaerften Sinnen nach Sliven hinein, jederzeit gewaertig, von Scharen begieriger Romas angefallen zu werden. Aber es geschah - nix. Alles blieb voellig friedlich, weit und breit waren keine Romas zu erblicken. Wir konnten unsere Raeder entspannt und sicher im Hotel abstellen, gemuetlich durch die Stadt schlendern, einen Kaffee trinken und abends Kavarma essen (ein typisches Gericht mit Fleisch, Zwiebeln und Pilzen in einem irdenen Topf zubereitet) - es passierte nichts. Die einzigen Romas, die wir zu Gesicht bekamen, waren am kommenden Tag stadtauswaerts drei Frauen, die in einer Muellhalde nach Brauchbarem wuehlten.... Die Abneigung gegenueber den Romas, die wir nur als kleine Minderheit wahrgenommen haben, ist sehr manifest.

Spaeter am Abend wurde es dann doch noch richtig aufregend in Sliven - wir hatten per internet die Wahlergebnisse in Deutschland verfolgt. Mit einem guten Schnaps hatten wir das Ausscheiden der FDP gefeiert, aber zumindest fuer Hessen wohl verfrueht, denn doet hatten sie sich in der Nacht wieder hinein geschlichen. Dass Angela zulegte, hat uns nicht ueberrascht. Keine Experimente, Probleme aussitzen, das entspricht derzeit der Stimmungslage des Durchschnittsbuergers. Und Mutti profitiert von der wirtschaftlichen Stabilitaet inmitten des krisengeschuettelten Europas. Eine Stabilitaet, die in nicht geringem Umfang den rot-gruenen "Reformen" geschuldet ist, duechgesetzt unter Ruinierung der eigenen politischen Identitaet zumundest der Sozis und auf Kosten sozialer Gerechtigkeit. Fuer die Gruenen haetten wir uns mehr erhofft, und wir druecken die Daumen, dass Jo es in den Landtag schafft. Soviel zur politischen Lage, aus der Ferne mit Scharfblick analysiert.

Am heutigen Montag ging es dann in einem Schub ueber fast 100km durch eine huegelige Landschaft mit halb ausgestorbenen Doerfern in Richtung S hwarzes Meer. Dort, genauer gesagt in der Stadt Burgas, werden wir morgen nach weiteren 30km einfahren. Wir erhoffen uns Sonne, Strand, Meer und einige entspannte Tage. Und auch schoene Campingplaetze, denn die haben wir bislang in Bulgarien und auch ueberwiegend in Rumaenien vermisst.










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