Montag, 9. September 2013

Osteuropatour - 9. Etappe Sibio

Sibio oder Hermannstadt, knapp 3 Tage waren wir hier, eigentlich zu wenig fuer ein solches Kleinod. Sie ist die aelteste und wohl eindrucksvollste Stadtgruendung der Siebenburger Sachsen, mit vollstaendig erhaltenen und gepflegten historischem Stadtzentrum mit Haeusern aus dem Mittelalter bis zu Repraesentationsbauten des 19. Jahrhunderts. Im Zentrum drei grosse Plaetze mit der evangelischen Kirche im gotischen Stil und der katholischen Barockkirche. Vier Befestigungsringe bewirkten, dass die Stadt trotz zahlreicher Belagerungen niemals eingenommen wurde.

Tucholsky, 1918 kurzzeitig in der Stadt, ueber Sibiu: "Hermannstadt ist entzueckend: bestes, altes, gutes Deutschland. Winklige Gassen, eine wundervolle Bevoelkerung, sehr gutes Essen, nicht zu vergessen. Wir sprachen mit den Deutschen, die dort seit Jahrhunderten sitzen. Sie sprechen einen Dialekt, der ein wenig an das Alemannische erinnert."

Vieles hat sich seitdem veraendert, es gibt noch etwa 1500 Deutsche in der Stadt, plus etliche, die deutsche Firmen hier vertreten. Aber der Charme der Stadt hat sich erhalten, sie wirkt sehr lebendig und doch entspannt. Wir genossen die leckere Suessspeise Gogos, nahmen an einer Vernissage einer Fotoausstellung aus der Partnerstadt Marburg mit dem Buergermeister von Sibou, ein Deutschstaemmiger, teil, besuchten Museen und eine Tanztheaterauffuehring einer Jugendgruppe der deutschen Gemeinde in Prasov (Kronstadt)mit dem Titel "Zwischen Traum und Stadtgefuehl" teil, ein wirklicher Genuss, und genossen den Toepfermarkt und den Romamarkt am Samstag. Es waren herrliche Tage in Sibiu.

Auf der Weiterfahrt in Richtung Prasov kamen wir an mehreren Kirchenburgen der Siebenbuerger Sachsen vorbei, die sich im 16. Jh. der Reformation angeschlossen hatten und evangelisch waren: Holzmengen, Kirchberg und Kerz (Carta). Alle waren mit dicken Mauern umgeben, der Kirchturm erhoeht und als Bergfried ausgebaut. Sie wirkten ziemlich verfallen und verwaist. Kerz war eine Gruendung der Zisterzienser. Der Chorraum ist eingefallen, dort befinden sich die gepflegten Graeber von deutschen und oesterreichischen Soldaten des 1. Weltkriegs, gefallen alle an einem Tag im September 1916 bei einer Schlacht in der Naehe. Der fruehere Altarraum dient heute als evangelische Kirche in deutscher Sprache. Ich lernte den evangelischen Pfarrer der Gemeinde kennen, Pfarrer Reger ("Wir koennen deutsch reden, meine Muttersprache ist Deutsch" der noch knapp 300 Mitglieder der verbliebenen deutschen Gemeinde betreut, von urspruenglich 8000 in den 8 umliegenden Doefern. Es gibt noch einen deutschsprachigen Kindergarten, eine Schule nicht mehr. Er erzaehlte Interessantes ueber den Exodus der Sachsen. Einige haben ihre Anwesen behalten und nutzen sie im Sommer als Ferienwohnung.

Uebrigens: vor dem Krieg lebten in Siebenbuergen ca. 60% Rumaenen, 10% Deutsche (die aber an etlichen Schwerpunktsorten dominant waren), der Rest waren vorwiegend Ungarn und ein kleiner Teil Romas. Es lebt heute noch eine ungaris he Minderheit von ca. 2 Millionen hier, das Gebiet gehoerte in seiner Geschichte auch mal zu Ungarn.




















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